In der letzten Folge erläuterte Michael Kunze, nach welchen Kriterien man am besten die Hauptfigur seiner Geschichte auswählt. Vor allem sollte der Protagonist (Hauptfigur) eine aktive Person sein, die innerhalb der Geschichte die Initiative ergreifen kann.
In der aktuellen Folge erfahren wir nun, dass die Hauptfigur sich im Laufe der Handlung verändern muss. Dass sie etwas dazulernt, ist das tragende Element der Geschichte. Michael Kunze benutzt das Bild einer Person, die in eine Grube stürzt und sich herausarbeiten muss. Das gelingt ihr nur, wenn sie sich charakterlich verändert. Ein guter Protagonist sollte nach der Überwindung seines Grundproblems ein anderer Mensch geworden sein.
Am Beispiel:
Elisabeth und "Ich"
Durch ihre Heirat mit dem Österreichischen Kaiser Franz Joseph kommt Elisabeth an den Wiener Hof. Sie ist hier zwar zusammen mit dem Mann, den sie liebt, leidet aber unter dem höfischen Zeremoniell und der Intrigen Ihrer Schwiegermutter. Sie fällt durch die Heirat gewissermaßen in ein tiefes Loch. Ihre Emanzipation und die Befreiung von den Ihr auferlegten Zwängen im Lauf der Geschichte ist sowohl eine Charakterwandlung als auch das treibende Ziel der Handlung.
Ähnliches erlebt die Hauptfigur in REBECCA. Als „Ich“ mit Maxim de Winter nach Manderley kommt, sieht sie sich der unüberwindbaren Macht von Rebeccas Geist gegenüber. Manderley ist die Grube, in die „Ich“ gefallen ist. Sie kann nur herauskommen, wenn sie aufhört, sich als Opfer zu sehen. Mrs. Danvers Bosheit weckt ihren Widerstand und Maxims Bekenntnis gibt ihr die Gewissheit, geliebt zu werden. Schließlich erfährt sie, dass ihr Mann sie braucht. Durch all das gewinnt sie das nötige Selbstbewusstsein, um Rebecca zu überwinden.
Teil 6: Die Motivation der Hauptfigur
Ein guter Protagonist sollte nach der Überwindung seines Grundproblems ein anderer Mensch geworden sein.