Teil 12: Widerstreitende Wertesysteme
In einem Dramamusical verfolgt der Antagonist als Gegenspieler der Hauptfigur das gleiche Ziel wie diese. Nur das macht den Konflikt zwischen den beiden unvermeidlich und das Stück dramatisch. Aber der Konflikt sollte nicht nur persönlich sein. Das Drama gewinnt an Tiefe und Bedeutung, wenn der Antagonist ein berechtigtes und nachvollziehbares Wertesystem vertritt, das mit dem des Protagonisten kollidiert.
Die Wertesysteme der beiden beiden dramatischen Hauptfiguren sind ihre unterschiedlichen Überzeugungen von dem, was richtig ist. Es sind vor allem diese Überzeugungen, die im Laufe der Geschichte immer unerbittlicher aufeinander prallen. Der Autor muss sich schon in Vorfeld darüber Gedanken machen, welche Werte und Prinzipien seine einander feindlichen Charaktere verkörpern.
Am Beispiel ELISABETH:
Die Protagonistin Elisabeth ist davon überzeugt, dass jeder Mensch, also auch Sie, ein Recht auf Selbstverwirklichung hat. Die Erzherzogin Sophie, ihre Antagonist, ist der Ansicht, eine Kaiserin habe wie dem Staat zu dienen. Sie müsse sich daher den Konventionen des Hofes und der Tradition unterwerfen und ihr eigenes Streben nach Glück zurückdrängen. Das ist eine Auffassung, die durchaus berechtigt ist. Sophie ist nicht „böse“, sondern bekämpft Elisabeth Freiheitsdrang im Glauben, das einzig Richtige zu tun. |
Für den Zuschauer bietet die Kollision der unterschiedlichen Wertesysteme Stoff zum Nachdenken. Man sollte streiten können, welche der beiden Parteien Recht hat, auch wenn die Sympathie beim Protagonisten liegt. Ein Antagonist, der aus niederen Motiven handelt, ist nicht interessant und meistens nur ein Klischee. |