Teil 7: Aufgabe und Ziel der Hauptfigur
„In einer guten Geschichte führt der Weg zum Ziel nur über die Lösung einer Lernaufgabe.“ In diesen Satz fasst Michael Kunze den Kern seiner dramaturgischen Architektur. Nachdem er im letzten Teil erklärte, dass jede Geschichte zeigt, wie der Protagonist gegen alle Widerstände ein genau beschriebenes Ziel ansteuert, überrascht er in dieser Folge mit einer inneren Voraussetzung des Erfolges.
Jede seiner Hauptfiguren hat ein psychologisches "Manko" zu überwinden. Sie muss etwas lernen, sich verändern, das ist der eigentliche Sinn der Geschichte. Es ist aber auch die Bedingung dafür, dass sie ihr Ziel erreicht. Um in dem von Michael verwendeten Bild zu bleiben: der Protagonist kommt nur aus seiner „Grube“ heraus, indem er die Aufgabe löst, die ihm das Leben mit dem Sturz in die Grube gestellt hat.
Am Beispiel:
Elisabeth und "Ich"
Mozarts Ziel ist, sein geniales Talent zur vollen Entfaltung zu bringen. Sein Manko ist, dass er sich manipulieren lässt, weil er Liebe, Freundschaft und Lebensfreude sucht. Während der ganzen Geschichte kämpf er darum sich als Mensch und Künstler zu entfalten, sich aus den engen gesellschaftlichen Regeln die ihm auferlegt wurden zu befreien. Er verlässt Salzburg und gibt seine Stellung auf, er findet Anerkennung in Wien. Aber erst als er akzeptiert, dass er Vater, Ehefrau und Freunde seinem Talent opfern muss, ist er als Künstler wirklich frei. |
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